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Franz Dinhobl – Ab in den Urlaub

Franz Dinhobl

„Müßiggang ist aller Laster Anfang, aller Tugend Krönung!“ Franz Kafka

Anfang Juni hatte ich einen meiner ersten „Nach Corona“-Termine mit einem Geschäftsführer eines größeren Unternehmens. Wir planten die kommenden Maßnahmen, die bevorstehenden Coachings und Impulstrainings. Auf meinen Hinweis, dass ja jetzt dann die Urlaubszeit beginnen würde, meinte er ganz entrüstet: „Wir sind Unternehmer, wir können doch jetzt (Corona-Zeit) keinen Urlaub machen. Wir haben eine andere Verantwortung.“

Hm dachte ich, spannender Ansatz und fragte mich: “Wann darf man Urlaub machen?“ Ganz abgesehen davon, dass ich durch Corona ungeplante Ferien hatte, hätte ich jetzt wo der Sommer kommt doch Lust auf Urlaub. Nicht wegen der Erholung, aber wegen der Lust an der Freiheit.

Eine Befragung unter Amerikanern hat gezeigt, dass viele deshalb nicht Urlaub machen, weil sie Stress bekommen bei dem Gedanken an die Flut von aufgestauter Arbeit nach dem Urlaub. Eine Kultur der Urlaubvertretung durch Kolleg*innen kennt man in den USA nicht. Aber immerhin kommen die Amis auf 15 Tage im Jahr. Japaner machen noch weniger Urlaub, etwa 10 Tage. Unternehmer sind laut einer Studie etwa im Bereich der Japaner, wenn man aber dazurechnet, dass viele auch im Urlaub erreichbar sind, Emails bearbeiten und jeder Dritte bis zu 5 Stunden täglich online arbeitet, so dürfte der Kollege schon recht haben.

Für mich ist Urlaub machen ja auch immer die Gelegenheit zum Ausstieg aus dem Gewohnten, den Alltag verlassen, neue Wege gehen, etwas Neues entdecken, Ausprobieren aber vor allem Neu denken. Urlaub oder auch Auszeit ist die Formatierung der menschlichen Festplatte, das Installieren neuer Apps und Programme und die gehören davor durchgedacht, entwickelt, verworfen, neuerlich aufgesetzt. Urlaub ist die Gelegenheit sich zu hinterfragen und zu reflektieren und das gelingt halt im gewohnten Trott nicht. Es gelingt aber auch nicht, wenn ich das was ich hier gewohnter Weise mache, im Urlaub auch mache.

Auf die Frage, ob Urlauben also hilfreich, sinnvoll, unterstützend für Produktivität und Erfolg ist, kann es nur ein eindeutiges JA geben. Ist es sinnvoll nach einer so intensiven Zeit, wie wir sie gerade erleben auf Urlaub zu gehen? JA natürlich, wenn du diese Zeit dafür nützt oben beschriebene Ansätze auszuprobieren. Mein Verständnis von Urlaub ist nicht zwingend an einen anderen Ort zu reisen, sondern Abstand vom gewohnten Alltag zu machen, das geht aber auch schon im Nachbardorf. Wenn du also mal wirklich was Abgefahrenes machen willst, mach Urlaub in deinem Nachbardorf. Hab ich schon ausprobiert, sehr zu empfehlen.

An dieser Stelle verabschiede ich mich in den Urlaub, wünsch euch einen erholsamen und abwechslungsreichen Sommer und werde im September meine nächste Kolumne schreiben.

Interview mit Franz Dinhobl, © Christopher Kelemen

Franz Dinhobl

Franz Dinhobl wurde 1963 geboren und ist seit 2003 geschäftsführender Gesellschafter, Unternehmens- und Prozessberater sowie Coach bei KICK OFF Management Consulting GmbH.

Mein Lebensmotto…

Jede Situation hat zwei Seiten und beide sind gleichwertig.

Urlaub im In- oder Ausland… Sowohl als auch.

Mein liebstes Urlaubsziel…

Hamburg.

Darauf achte ich besonders in einem Hotel…

Atmosphäre, Freundlichkeit der Mitarbeiter, zentrale Lage und gutes Frühstück.

Weiterbildung bedeutet für mich…

Pure Energie fürs Leben.

Mein nächstes Buch widmet sich dem Thema… Ein Handbuch für Manager zum Thema innogrative Transformation.

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