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Der Mäandertaler

„Alles fließt (Panta Rhei)!” Heraklit

Immer in Bewegung – Nie ganz still – Immer auf der Suche – Aber nie findend – Hügel und Wälder – Rauschende Bilder – Verschwimmende Farben – und plötzlich führt er uns – zum Rand der Welt: Der Fluss.

Nirgendwo erhole ich mich so gut, als treibend auf einem Fluss. Mit der Kraft der Strömung und dem was ich an Paddelschlag dazu gebe, komme ich voran, folge ich dem Lauf des Baches oder eines Flusses oder gar einem großen Strom. Ein Flusswanderer bin ich.

Nicht nur als Outdooraktivität, sondern immer mehr und intensiver als Lebenseinstellung.

Der Fluss ist mir zweite Heimat geworden, Sehnsuchtsort und Heimat zugleich. Vor allem aber Klassenzimmer im Lehrsaal der eigenen Vorlesung. Reflexion und Ausblick, Gedankenkreisel und Emotionsraum. Fortbildung im lebenslangen Lernen. Um dort hin zu kommen, wo ich bin – bei mir selbst.

Der Fluss an sich ist mir Zufluchtsort und Brennglas geworden, um mein Treiben und mein Lassen betrachten zu können. Er ist mir aber auch Metapher und Guideline im Leben geworden. Der Fluss braucht keinen Plan und kein Ziel und gelangt doch immer ins Meer. Er nimmt den Weg der möglich ist, mal gerade, dann wieder in Schleifen und Schlingen, mal schnell dahin, mal langsam, mal mit wilden Wellen, tosenden Schnellen durch die Steine hindurch, dann gemächlich und langsam, immer am Zug.

Und wenn es ist: Mäander. Wenn du dein Ziel schnell erreichen möchtest, gehe langsam! So lautet eine Weisheit. Eine andere könnte lauten, wenn du ein gutes Leben erleben möchtest, nimm dir Zeit dafür. Lass ein neues Bachbett entstehen und zieh eine Schleife – mäander mal wieder.

Das Leben mäandern zu lassen, bedeutet auch, es anzunehmen, mit all den Überraschungen und Ungeplantheiten. Es bedeutet zudem anzukommen im Hier und Jetzt.

Häufig findet ja unser Leben in der Zukunft statt. …. die Termine der kommenden Woche, …. der Urlaub im nächsten Jahr, … nach dem Projekt, … in der Pension dann …, usw. und es zieht vorbei, weil wir unaufmerksam im Alltag uns mit dem morgen beschäftigen. Wir wollen ja Ziele erreichen. Eine Schlinge im Fluss lässt den Moment erleben. Gibt uns die Gelegenheit, im Moment zu sein.

Roger Willemsen, der leider viel zu früh gestorbene Journalist und Publizist schreibt in seinem Buch „Momentum“: „Man kann das Leben nicht verlängern, aber man kann es verdichten!“ Die Idee des Mäanderns hätte ihm gefallen, da bin ich mir sicher.

Die Rückbesinnung von einem Menschen, der stets strebt und vorwärts eilt, hin zu einem Mäandertaler, der sich treiben lässt (übrigens: als Kinder konnten wir das schon) und trotzdem ankommt am Ziel, das wärs wonach ich strebe!

Euer Michl Schwind


Kurzbiografie Sandra Gneist

Geb.:  09.10.1977

Ausbildungen und Qualifikationen:

  • Dipl. Tourismuskauffrau
  • MBA für Prozessmanagement und Beratung
  • Systemischer Coach und Supervisor
  • ROMPC® Coach
  • Organisationsentwicklerin
  • Open Space Beta® Practitioner

Nach 20 Jahren in der Hotellerie lasse ich seit 2016 meine Leidenschaft und meine persönlichen Erfahrungen in meine Arbeit als Beraterin und Coach einfließen. Meine Reise hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, die eigene Einzigartigkeit anzuerkennen und authentisch zu leben.