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Unfug treiben

“Unfug denkt man sich nicht aus. Unfug wird’s ganz von alleine. Aber dass es Unfug war, weiß man erst hinterher“ Michel aus Lönneberga

Jahn Torsten Ohlsen ein Systemtechniker einer schwedischen Computerfirma beging Anfang Juni seinen 60 Geburtstag. Besser bekannt ist er uns als Darsteller des Michel aus Lönneberga (im Original eigentlich Emil, wegen des großen Erfolges von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ wurde für den deutschsprachigen Raum der wunderbare Name Michel gewählt) in der gleichnamigen Kinderserie nach dem Buch von Astrid Lindgren.

Jedes Kapitel handelt von seinen Streichen und seinen glorreichen Ideen, die die geordnete, brave, oft biedere Erwachsenenwelt durcheinander bringt. Die Großen nennen das dann Unfug oder Unsinn, jedenfalls irgendwas mit Un … vorne.

All die Un-wörter haben ja eine negative Konnotation, weil wir scheinbar nicht sehen wo der Sinn und der Zweck solcher Ereignisse ist. Unfug bedeutet ja aus den Fugen geraten, also aus dem Rahmen, der Ordnung, Unruhe stört die Ruhe, Unsinn verstellt den Blick auf das Wahrhaftige. Für Kinder, Narren, Schabernäcklinge, Klassenkasperln, Wachgebliebene, all jene, die sich dem Humor verpflichtet fühlen, jedoch gar nicht.

Der Narr als Archetypus verkörpert, im Archetypus Modell von Carl Gustav Jung, das Prinzip der Freude und steht im Quadranten, der Verbindung und Beziehung mit anderen. Die Narretei ist das Vis-à-vis und damit auch die Dualität und die Balance zur Weisheit.

Unfug entsteht ja einerseits durch den Wunsch und den Drang andere zu unterhalten und zum Lachen zu bringen, das Leben bunt zu gestalten. Aber natürlich resultiert es auch aus dem Unvermögen Realität als Ernst zu akzeptieren und es durch das Absurde zu ersetzen. Diese Wahrnehmungsfähigkeit haben all die großartigen Komödianten, an die wir in der Gesellschaft den Unsinn ausgelagert haben. Wir gehen gerne ins Kabarett zahlen dafür, lachen mal kurz laut, um dann wieder ernst und erwachsen zu sein.

Jene aber, die sich den inneren Michel erhalten haben und tagtäglich dazu beitragen, dass das Leben bunt und lebendig bleibt, dass wir lachen können über die Streiche und Scherze und der Unfug der ihnen einfällt, sie sind es, die uns gesund und lebendig halten. Sie stören uns in unserer biedermeierlichen Ernsthaftigkeit und das ist gut so.

Mehr Unfug statt Ernsthaftigkeit, mehr Lachen als Jammern, mehr Witz als Empörung, mehr Lächerlichkeit als Korrektheit, mehr Mut zum Absurden und weniger Normalität.

Und Mutter rügt Michel, dass er schlürft beim Suppe essen, er wisse doch, dass sich das nicht gehört. „Beim Suppe essen muss man schlürfen, sonst weiß man nicht, dass es Suppe ist!“

Euer Michl Schwind


Kurzbiografie Sandra Gneist

Geb.:  09.10.1977

Ausbildungen und Qualifikationen:

  • Dipl. Tourismuskauffrau
  • MBA für Prozessmanagement und Beratung
  • Systemischer Coach und Supervisor
  • ROMPC® Coach
  • Organisationsentwicklerin
  • Open Space Beta® Practitioner

Nach 20 Jahren in der Hotellerie lasse ich seit 2016 meine Leidenschaft und meine persönlichen Erfahrungen in meine Arbeit als Beraterin und Coach einfließen. Meine Reise hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, die eigene Einzigartigkeit anzuerkennen und authentisch zu leben.