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Vom Rechthaben und Besserwissen

„Der Kluge lernt aus Allem und von Jedem, der Normale aus Erfahrungen und der Dumme, weiß alles besser!“ Sokrates

Einst gab es Universalgelehrte, wie Leonardo da Vinci, Johann Wolfgang von Goethe oder Alexander von Humboldt. Das waren Menschen deren Wissendrang und Neugier sie zum Lernen, Erkunden und Studieren der unterschiedlichsten Wissenschaften drängte.

Das Ergebnis ihrer Forschung war breites, heute würden wir sagen vernetztes, Wissen. Sie erkundeten unermüdlich die Welt, es war der frühe Versuch, das Universum als Ganzes zu verstehen.

Oft, wenn ich Kommentare und Postings auf Facebook lese, habe ich jedoch den Eindruck, die Zahl der Universalgelehrten steigt exponentiell und der Drang, alles und jedes zu kommentieren nimmt stetig zu.

Ob bei der Bestellung des neuen Teamchefs, im politischen Tagesgeschäft, Johnny Depps Gerichtsshow, es gibt immer was zu ergänzen, es gibt immer was zu berichtigen und es gibt immer nur eine Position, die richtig ist (nämlich die eigene). Andere Meinungen sind da wenig interessant, sind auch wenig gewünscht und werden oft mit einem Schwall aus Wiederholungen zugedeckt.

Der Dialog als Austausch von Ideen und inspirierende Begegnung von unterschiedlichen Sichtweisen ist dem Diskurs von engen Meinungen gewichen. Nach dem Motto: „Es gibt nur eine richtige Meinung und das ist meine!“

Wir haben das in den letzten zwei Jahren täglich erlebt, die Zahl der Corona- Pandemie- Impf-Experten war ja nicht mehr überschaubar. Auf jede Studie folgte eine Gegenstudie und jede hatte Recht. Wir fallen ins Wort, hören nicht mehr zu und halten vor allem nicht mehr den Mund. Jede Meinung MUSS raus, muss gesagt werden muss gepostet werden.

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ gilt nicht mehr. Was wir dabei übersehen ist, dass wir damit Stillstand erzeugen. Wir bleiben stehen, entwickeln uns nicht mehr weiter, wir bleiben in der Blase der eigenen Meinung, der eigenen Sichtweisen. Umgeben uns nur mehr mit Menschen die es uns gleichtun und werden damit zu Universalidioten.

Was wir brauchen ist die Einsicht, dass wir nicht das Zentrum des Universums sind, die Fähigkeit zum Reflektieren, wir brauchen den Mut uns selber zu hinterfragen und die Bereitschaft für den Erkenntnisgewinn, dass Meinungsfreiheit nicht zur Verbreitung dieser verpflichtet. Papst Johannes XXIII hatte eine Erscheinung im Traum, ein Engel sagt zu ihm, „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig“.

Solche Träume wünsche ich uns.

Euer Michl Schwind


Kurzbiografie Sandra Gneist

Geb.:  09.10.1977

Ausbildungen und Qualifikationen:

  • Dipl. Tourismuskauffrau
  • MBA für Prozessmanagement und Beratung
  • Systemischer Coach und Supervisor
  • ROMPC® Coach
  • Organisationsentwicklerin
  • Open Space Beta® Practitioner

Nach 20 Jahren in der Hotellerie lasse ich seit 2016 meine Leidenschaft und meine persönlichen Erfahrungen in meine Arbeit als Beraterin und Coach einfließen. Meine Reise hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, die eigene Einzigartigkeit anzuerkennen und authentisch zu leben.