Quo vadis….. was kommt auf die Seminarbranche zu?
Interview mit seminargo CEO Andreas Kernreiter
Was wird die Zukunft bringen? Diese Frage beschäftigt uns in irgendeiner Form wohl alle.
Auch die Hotellerie bzw. die Seminarbranche behandelt diese Frage derzeit intensiv und so stand dieses Kernthema diesmal vom 22.-24.05.2024 im Mittelpunkt der BWH Jahrestagung im b’mine Hotel in Frankfurt. Dabei waren neben Direktoren, Eigentümern und Entscheidungsträgern der Best Western-, Sure- und WorldHotels auch unser seminargo CEO Andreas Kernreiter und der Leiter unserer seminargo Innovations Abteilung, Alexander Kernreiter, als Experten und Spezialisten – direkt am Puls der Zeit – geladen.
Mit Andreas und Alexander Kernreiter hätte man sich keine zwei besseren Keynote Speaker zu diesem Thema einladen können. Wir haben uns nach der Tagung nochmals mit unserem Geschäftsführer zum Interview zusammengesetzt und wollten uns ebenfalls seine Sicht auf “Quo vadis….. was kommt auf die Seminarbranche und Hotellerie zu?” erklären lassen.
Wie sind die aktuellen Trends und Entwicklungen am MICE Segment?
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im MICE Einkauf, bei Anfragen, etc. ? Wie wird künstliche Intelligenz die Zukunft am Markt beeinflussen?
Ein enorm spannendes Interview mit einigen extrem aufschlussreichen Zukunftsvisionen!
seminargo: Hallo Andreas! Vielen Dank für Deine Zeit und dass Du Dich bereit erklärt hast, auch uns hier im Interview nochmals einen Einblick in die “Megatrends” der Zukunft am MICE Segment zu vermitteln. Einmal als kurzen, generellen Überblick: was sind für Dich die größten “Megatrends” der Zukunft?
Andreas Kernreiter: Sehr, sehr gerne! Es ist tatsächlich ein extrem spannendes Thema und gerade bei der Jahrestagung war es wieder offensichtlich, dass es wichtig ist, viel darüber zu sprechen und “aufzuklären”. Für mich gibt es ganz klar drei “Megatrends”, beziehungsweise drei Themen, die die Hotellerie in der Zukunft am meisten beeinflussen werden – und das wären die Punkte: Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und künstliche Intelligenz.
“Es wird für viele Kunden immer essentieller, eine saubere CO2 Bilanz vorweisen zu können.”
seminargo: In der Tat sehr spannend! Dann lass uns vielleicht gleich einmal mit dem ersten Punkt, der Nachhaltigkeit, beginnen. Grundsätzlich beschäftigt dieses Thema uns alle ja schon länger – wohin geht diesbezüglich die Entwicklung? Und wird auf diesem Gebiet mittlerweile schon genug getan?
Andreas Kernreiter: Tatsächlich ist das Thema Nachhaltigkeit – zum Glück – noch immer extrem relevant und den Kunden bei ihrer Entscheidung auch wahnsinnig wichtig. Es wird für viele Kunden immer essentieller, eine saubere CO2 Bilanz vorweisen zu können. Die Sensibilität auf diesem Gebiet ist nach wie vor vorhanden – beziehungsweise wird sie immer stärker. Es ist somit mehr als empfehlenswert für die Hotellerie, dieses Thema auch wirklich gewissenhaft zu verfolgen und ernst zu nehmen. Abgesehen davon, dass es für uns alle wichtig sein sollte, achtsam mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen, liegt in nachhaltigem Agieren auch eine wahnsinnig große Chance für uns alle.
seminargo: Siehst Du beim Thema “Nachhaltigkeit” auch eine Problematik?
Andreas Kernreiter: Ja, die sehe ich leider in der Tat. Und zwar beim Labeling. Es gibt bis heute bedauerlicherweise tatsächlich noch kein einheitliches Bewertungssystem zur CO2 Bilanz der Betriebe. Es gibt verschiedenste Labels, Auszeichnungen und Zertifizierungen – das macht es natürlich sehr schwierig – bis unmöglich – direkte Vergleiche anzustellen. Zusätzlich reden wir hier auch noch von regionalen, nationalen und internationalen Labels.
Für mich wäre es wünschenswert, wenn sich auf diesem Gebiet noch etwas verbessern würde. Als einheitlichen Gradmesser könnte ich mir hier zum Beispiel eine Art “CO2 Ausstoß Punktebewertungs-System” vorstellen. In diese Bewertung können verschiedenste Punkte einfließen: heizt das Hotel mit Öl oder bezieht es Strom über eine Photovoltaikanlage? Nutzt das Hotel vorrangig regionale Produkte oder wird viel mit importierter Ware gearbeitet? Versucht das Hotel so gut es geht, Plastik zu vermeiden? Ein solches Punktesystem würde es den Kunden extrem vereinfachen, die Letztergebnisse konkret vergleichen zu können, wäre somit sowohl für den Kunden als auch die Hotelbetriebe transparenter und somit letztlich auch für alle Beteiligten als einheitliche Vergleichsbasis fairer.
“Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist es unumgänglich, die Mitarbeiter als eines der “wichtigsten Assets” des Betriebes zu verstehen, in sie zu investieren, sie auf Schulungen und Weiterbildungen zu schicken.”
seminargo: Ja, das wäre wirklich wünschenswert! Lass uns das Thema “Fachkräftemangel” besprechen. Wie siehst Du hier die derzeitige Lage und wohin führt die zukünftige Entwicklung?
Andreas Kernreiter: Der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein überaus brisantes Thema und leider zusätzlich eines, das uns auch zukünftig noch lange beschäftigen wird. Gleichzeitig ist es eine sehr ambivalente Angelegenheit: um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist es unumgänglich, die Mitarbeiter als eines der “wichtigsten Assets” des Betriebes zu verstehen, in sie zu investieren, sie auf Schulungen und Weiterbildungen zu schicken. Nur: es ist schwierig, Mitarbeiter auf Schulungen zu schicken, wenn sie im Haus Mangelware sind und es fast unmöglich ist, im laufenden Betrieb auf sie zu verzichten. Was allerdings extrem positiv ist: die Bereitschaft der Menschen, an Schulungen und Weiterbildungen teilzunehmen, ist höher denn je. Gerade nach der Pandemie und durch die immer mehr genutzte Lösung des Home Office, ist die direkte Zusammenkunft mit KollegInnen und MitarbeiterInnen für die Menschen immer wichtiger und wird immer beliebter. Wir sehen es selbst tagtäglich: die Nachfrage nach Seminaren, Workshops, Meetings, .. schießt stetig in die Höhe.
seminargo: Wo siehst Du hier denn eine Lösung für dieses Dilemma? Also, die MitarbeiterInnen auf Schulungen zu schicken und gleichzeitig mit weniger Personal vor Ort den Betrieb am Laufen zu halten?
Andreas Kernreiter: Hier spielt uns ganz eindeutig die Automatisierung in die Karten. Das heißt: immer mehr Standard-Abläufe lassen sich automatisiert erledigen. Gerade deshalb haben wir auch unser neuestes Produkt “SEM” entwickelt, bei dem die Kunden direkt auf der Hotelwebsite ein komplettes Seminar selbst zusammenstellen und anfragen können und das Angebot sofort automatisiert retourniert wird. “Zeitfresser”, wie Angebote schreiben, etwaige fehlende Anfragedetails einholen, Buchungsbestätigungen verschicken, etc. können so schon bald komplett der Vergangenheit angehören und die menschlichen Ressourcen dann stattdessen dort eingesetzt werden, wo eine Maschine sie nicht ersetzen kann: ein freundliches Lächeln und Willkommen am Empfang, Unterstützung bei Fragen und “Problem-Solving” vor Ort, eine aufmerksame Servicekraft im Restaurant, … menschliche Interaktion wird IMMER gebraucht werden und immer wichtig bleiben.
“Es ist wichtig, sich zu verinnerlichen, dass es auch nicht nur die Möglichkeit von “entweder/oder” gibt: menschliche und automatisierte Ressourcen können wunderbar parallel genutzt werden.“
seminargo: Das ist ja fast die PERFEKTE Überleitung zum letzten Punkt, der künstlichen Intelligenz! 🙂 Diesbezüglich gibt es ja ganz unterschiedliche Meinungen und Kontroversen. Wie siehst Du hier die Zukunft?
Andreas Kernreiter: Abgesehen davon, dass in der Zukunft sowieso kein Weg mehr an KI vorbeiführen wird, stehe ich diesem Thema absolut positiv gegenüber. In Wirklichkeit wird die künstliche Intelligenz, gerade im Hotelbereich, schon jetzt in so vielen Bereichen eingesetzt, bei denen der Kunde gar nicht merkt, dass das der Fall ist – und der den Mitarbeitern letztlich aber sehr viel Arbeit abnimmt: so können zB. Standardanfragen wie Infos zur Anreise, Öffnungszeiten, etc. komplett ohne menschlichen Aufwand 24/7 von Chatbots beantwortet werden.
Zwei riesige Vorteile, die ich in der künstlichen Intelligenz sehe, und die wir in der Hotellerie künftig mehr und mehr nutzen werden: KI schafft es, eine Vielzahl an Daten und Infos zu speichern und auszuwerten, wie es einem Menschen nie möglich wäre. Als Beispiel: bei Buchungsanfragen laufen bei KI im Hintergrund verschiedenste Zusatzinfos mit ab: welche Veranstaltungen finden zum gleichen Zeitpunkt statt, wie ist die generelle (Buchungs-)Lage in diesem Zeitraum – es werden zum Teil selbst Infos zu Wetterlage, Flugausfällen, politischen Konflikten, Naturkatastrophen, etc. erhoben. Wie gesagt, alles Infos an äußeren Einflüssen, die ein menschliches Gehirn niemals – noch dazu in kürzestem Zeitraum – miteinbeziehen könnte. Der zweite Vorteil besteht meiner Meinung nach in der Beständigkeit des “künstlichen Denkens” – Menschen handeln, denken, agieren oftmals täglich anders und je nach persönlichem Befinden – eine Maschine funktioniert immer gleich und behandelt alle gleich. In vielen Bereichen ist das tatsächlich ein sehr, sehr wertvoller Vorteil.
seminargo: Nichtsdestotrotz wird persönliche Interaktion – gerade in der Hotellerie – aber nach wie vor sehr wichtig bleiben, oder wie siehst Du das?
Andreas Kernreiter: Absolut! Gerade bei der Jahrestagung kam immer wieder zur Sprache, dass ein wichtiger Aspekt neben B2B, B2C auch “H2H” ist: human to human! Bei allem Einsatz von KI – es wird wichtig sein, es zu nutzen, es dabei den Kunden aber so wenig wie möglich spüren zu lassen. Menschen möchten mit Menschen reden, mit Menschen agieren, Menschen sehen – dies muss im Hotel auf jeden Fall zu 100% nach wie vor möglich bleiben. KI soll/kann/darf im Hintergrund laufen, im Vordergrund müssen aber nach wie vor die Menschen bleiben. Die altbekannte Zukunftsvision der 80er SciFi Romane von Robotern an Rezeptionen, in Restaurants, Shops, etc. wird sich meiner Meinung nach daher niemals verwirklichen.
seminargo: Gut so! 🙂 Das heißt, wir brauchen keine Angst zu haben, alle von Maschinen und kompletter Automatisierungen ersetzt zu werden?
Andreas Kernreiter: Ganz und gar nicht! Deshalb war auch die Tagung für mich sehr aufschlussreich und wichtig. Im direkten Austausch mit der Hotellerie habe ich schon den Eindruck gewonnen, dass eine gewisse Skepsis besteht, gerade, wenn es um die Automatisierung bestimmter Abläufe geht. Im Gespräch war es mir sehr wichtig, Vertrauen zu schaffen und das funktioniert nur durch komplette Transparenz. Es ist wichtig, sich zu verinnerlichen, dass es auch nicht nur die Möglichkeit von “entweder/oder” gibt: menschliche und automatisierte Ressourcen können wunderbar parallel genutzt werden. Letztlich kann man bei gewissen Fragen oder Entscheidungen zB. auch beide Outcomes – sowohl das KI Ergebnis als auch die menschliche Lösung – vergleichen und sich am Ende für das besser Passende entscheiden. KI, automatisierte Prozesse, etc. sind dafür da, uns zu entlasten, zu unterstützen und uns das Leben zu vereinfachen, nicht, um uns zu ersetzen.
“Wenn wir es verstehen, an den Zukunftstrends die Chancen zu erkennen, sie zu verstehen und zu nutzen, ist die Zukunft für uns alle eine ganz hervorragende!”
seminargo: Das ist wahrscheinlich tatsächlich ein wichtiger Punkt, um den Menschen die Angst “vor der Zukunft” zu nehmen. Insgesamt war also die Tagung für Dich als Teilnehmer und Speaker auch durchwegs positiv, richtig?
Andreas Kernreiter: Ein ganz klares JA! Die Zukunftsthemen – Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel, künstliche Intelligenz – waren ja jetzt für die TeilnehmerInnen keine Überraschung und allen bekannt. Interessant war es, die Frage zu behandeln: wie gehen wir damit um? Wie lösen wir Probleme? Und: sehen wir diese “Megatrends” als Chance und fürchten wir uns nicht davor.
In jedem dieser drei Punkte steckt für die Hotellerie und das Seminarbusiness Potential:
Zur Nachhaltigkeit: mehr und mehr Business-Kunden bleiben in der Region bzw. im eigenen Land und fliegen nicht mehr von Meeting zu Meeting ins Ausland.
Zum Fachkräftemangel: es wird viel mehr in Meetings, Seminare, Weiterbildungsworkshops investiert – für alle Betriebe, die Seminarräume anbieten, eine echte Möglichkeit.
Zur künstlichen Intelligenz: automatisierte Abläufe im Hintergrund ermöglichen es den Mitarbeitern, mehr Zeit in die Interaktion mit den Gästen zu investieren und das Service zu verbessern.
Wenn wir es verstehen, an den Zukunftstrends die Chancen zu erkennen, sie zu verstehen und zu nutzen, ist die Zukunft für uns alle eine ganz hervorragende!
seminargo: Danke, Andreas, für dieses wirklich beflügelnde Gespräch! Jetzt freuen wir uns alle natürlich umso mehr auf alles, was kommt! 🙂
Wir hoffen, auch Sie blicken so positiv in die Zukunft! Wir freuen uns auf jeden Fall auf unsere fortführende gute Zusammenarbeit und dass wir alle Zukunftswege weiterhin positiv und erfolgreich zusammen beschreiten!
Ihre Anfragen können Sie wie gewohnt immer gerne über unser Buchungssystem schicken – oder human to human – mit einem unserer Kollegen per Telefon besprechen :).
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